Bau von zwei Harvestore Systeme auf dem Betrieb der Stiftung Tannenhof

Vorstellung Betrieb Tannenhof

Die Stiftung Tannenhof ist eine soziale Institution im Berner Seeland, wo 87 betreuungsbedürftige Erwachsene wohnen und arbeiten können. Ein Landwirtschafts- und Gemüsebaubetrieb von insgesamt 232ha LN an zwei Standorten bietet unter anderem ca. 25 Bewohnern eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit. Die Schwerpunkte sind der Acker- und Gemüsebau nach biologischen Richtlinien. Daneben betreiben wir eine Rindviehhaltung mit Mutterkühen und Weidemast. Der Maststall in Gampelen umfasst 120 Grossviehmastplätze.

Warum hat sich die Stiftung Tannenhof für eine Harvestore – Hochsiloanlage entschieden?

Die alte Hochsiloanlage mit 6 Hochsilos, teils noch aus Holz, waren nach über 35 Dienstjahren am Ende ihrer Lebenszeit angelangt. Auch die Silofräsen, ebenfalls noch aus dem Jahr 1986, waren zunehmend reparaturanfällig geworden. Durch die Weidepflicht im Biolandbau war warme Silage, aufgrund zu geringen Vorschubs, ständige Herausforderung in den Sommermonaten

Darum war in der Systemdiskussion der ganzjährige Fahrsilobetrieb von vornherein ausgeschlossen. Als valable Alternative stand umso mehr eine konsequente Umstellung auf Siloballen im Vordergrund. Aber die zu erwartenden Abfallberge, die Lagerungsrisiken (Mäuse, Vögel), das Ortsbild und die hohen jährlich wiederkehrenden Kosten haben uns vor dieser Systemwahl abgehalten. Ich suchte ein verlässliches System, wo geringe Entnahmemengen nicht zur Erwärmung der Silage im Silo führten. Wir besichtigten mehrere Harvestore Anlagen mit Airlock – Schleusensystem und holten verschiedene Referenzen ein und liessen uns letztendlich überzeugen.

Heute sehe ich den Hauptvorteil im oben einfüllen und unten entnehmen (first in first out). Das heisst wir brauchen nur noch zwei Silos und wir können – wichtig beim Grassilo – jederzeit nachfüllen, ohne wie früher die Fräse rauszunehmen, oder umzusetzen. Und wir müssen nie mehr die Vergärungsdauer von fünf Wochen abwarten. Unten kommt einfach immer fertig vergorenes Futter von hervorragender Qualität heraus. Die Airlock – Schleuse funktioniert sehr gut. Auch im Sommer ist die Silage stabil – das System hält sein Versprechen. Eine beträchtliche Menge an Maissilage haben wir im Frühjahr aus den alten Silos ins Harvestore «umsiliert», ohne Qualitätseinbusse, einfach Top, was da unten rauskommt. Punkto Qualität ist uns in diesen Sommer sofort ein Phänomen aufgefallen: Waren früher die Futterresten recht schnell verdorben, bleibt die Ration heute auch bei warmen Temperaturen deutlich länger frisch. Dieser Indikator hat mir gezeigt, wie schlecht wir bisher aufgestellt waren. Was müssen das in der Summe all der Jahre für enorme Energieverluste durch Nachgärungen gewesen sein!?

Doch zurück zur Anlage: Der Sicherheitsaspekt war für mich als Betriebsleiter ebenfalls wichtig. Die immer mit einem gewissen Sturzrisiko behafteten Arbeiten in grosser Höhe bei Wind und Wetter, Schnee und Eis, vor allem im Zusammenhang mit den Obenentnhahmefräsen, den Rohren, den Kettenzügen, der Elektrizität; das entfällt nun gänzlich. Auch ist die Gefahr durch Gasunfälle und das meist spätabendliche Verteilen, Verdichten und Abdecken der Silage nun mit dem Harvestore-System vorbei. Klar muss man immer noch kurz in die Höhe steigen, um zu öffnen und zu schliessen und zugegeben, nicht alle Mitarbeiter gehen freiwillig auf 27m hinauf. Aber der Chef jedenfalls geht gerne und geniesst zudem die schöne Aussicht, wenn er mal oben steht! Die Befüllung ist enorm speditiv, verlangt aber nach einem leistungsfähigen Wurfgebläse und Antrieb. Die Häcksellänge machen wir etwas kürzer, was der Entnahmeleistung der Untenentnahmefräse zugutekommt.

Überrascht waren wir vom Preisaufschlag während der Verhandlungsphase der eh schon kostspieligen Anlage. Dann kam auch noch die Lieferverzögerung von über einem halben Jahr hinzu. Da haben wir die falsche Phase (Covid usw. mit explodierenden Preisen und Lieferzeiten) erwischt und hätten mit dem Fundament nicht so pressieren müssen. Punkto Wirtschaftlichkeit bleibt zu hoffen, dass diese Anlage auch wieder mindestens 40 Jahre halten wird, damit sich diese Investition lohnen wird. Da 500 Systeme in der Schweiz stehen und die ältesten 60 Jahre alt sind bestätig dies die Langlebigkeit. Insgesamt sind wir mit der Inbetriebnahme und den ersten Erfahrungen mit der Anlage sehr zufrieden.

Bericht vom 06.12.2023 von Lukas de Rougemont, Betriebsleiter

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